Fit im Sattel - Wie sportlich müssen Reiter sein?

Von Reitsport Exclusiv


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Dass Reiten sportlich nicht besonders herausfordernd sei, denken nur Nicht-Reiter. Pferdefreude und Reiter dagegen wissen ganz genau, dass körperliche Fitness und Geschmeidigkeit eine Grundvoraussetzung für gutes Reiten und einen sicheren Sitz sind.


Wie sportlich müssen Reiter sein?


Wer wie ein nasser Sack und mit steifen Gelenken auf dem Pferd sitzt, wird es im Reiten nicht sehr weit bringen.


Um überhaupt aufs Pferd zu kommen, müssen Reiter eine Grundbeweglichkeit besitzen.


Ungeübte und ältere Reiter, denen das Dehnen anfangs oder nicht mehr so leicht fällt, können mit einer Aufstieghilfe aufsitzen.

Dennoch sollten insbesondere Reiter, die im Gelände unterwegs sind, immer auch in der Lage sein, vom Boden aus auf das Pferd zurückzufinden.


Beim Reiten selbst werden Muskeln im Körper bewegt, die beim normalen menschlichen Gang eher passiv sind. Welcher Anfänger kennt nicht den Muskelkater in Regionen des Körpers, die vorher nicht spürbar waren?


Reiter können eine ganze Menge tun, um sich körperlich fit zu halten.


Stretching & Gymnastik


Es muss sicher nicht gleich rhythmische Sportgymnastik oder anspruchsvolles Turnen sein. Einfache Dehnungsübungen und Gymnastik reichen schon.

Dabei geht es weniger um Muskelaufbau und vielmehr um Durchlässigkeit und Geschmeidigkeit – im Grunde ganz genauso wie beim Pferd!


Wer daran Interesse hat, findet regional Kurse oder ein grosses Angebot freier Gymnastik-Sessions auf YouTube.

Auf dem Markt sind sogar Fachbücher extra zum Thema Gymnastik für Reiter erschienen.


Feldenkrais


Reiter müssen links und rechts gleich gut sein, um sicher zu sitzen und auf das Pferd einzuwirken. Bei Feldenkrais geht es nicht um Anstrengung – im Gegenteil. Der Erfinder Moshé Feldenkrais war davon überzeugt, dass der Körper nur in Anstrengungslosigkeit wirklich lernbereit ist.

Feldenkrais befasst sich damit, alltäglich Dinge anders zu machen und Bewegungen auszuführen, die der Körper sonst nicht macht.

Dadurch entstehen nachweislich neue neuronale Verbindungen im Gehirn und die helfen auch komplexe neue Bewegungsabläufe beim Reiten zuzulassen.

Wer Probleme mit dem Becken hat, kann die Beckenuhr von Feldenkrais als perfekte Vorbereitung auf das Reiten anwenden.


Yoga


Yoga ist eine uralte Körperkunst und Trendsportart. Es gibt Yogaarten, die anstrengend sind und bei denen der Körper durch sogenannte Asanas stark gedehnt wird. Andere Yoga-Strömungen haben den Schwerpunkt auf der Atmung und Meditation.

Für Reiter ist beides gleichermassen wertvoll.

Eine gleichmässige Atmung ist der Schlüssel zu Losgelassenheit und Aufrichtung. Zudem schult Yoga das ganzheitliche Körperbewusstsein und dehnt Bänder sowie Gelenke optimal.


Kampfsport


Karate, Aikido, Kung-Fu oder das brasilianische Capoeira sind Kampfsportarten, bei denen es um Harmonie in der Bewegung, Körperbeherrschung, Zentrierung in der Körpermitte und die Entfesslung von fliessender Kraft geht.

In gepflegten Kampfsport-Dojos herrschen feste Rituale, Achtsamkeit und Respekt gegenüber dem Raum und den Mitmenschen.

Reiter profitieren von Übungen zu Fokus, Lenkung der Energie, Körperzentrierung und der inneren Ruhe, in der Kampfsport ausgeführt wird.


Tanzen


Reiten gleich einem Tanz zwischen Mensch und Pferd. Beim Reiten sind die Schwerpunkte der beiden Partner zwar ganz anders als bei menschlichen Tanzpaaren, trotzdem können sich beide Sportarten wunderbar ergänzen.

Tanz hebt die Stimmung, schult das Taktgefühl, das Körperbewusstsein, die Anmut und Grazie.

Je nach gewählter Tanzart (Klassisch, Streetdance, Hip-Hop usw.) werden Gleichgewicht, Balance oder auch der ganze Körper trainiert.


Joggen auch mit Pferd


Die Ansprüche von richtig gutem Laufen werden häufig unterschätzt. Beim Joggen geht es genauso wenig wie beim Reiten darum, einfach mal loszurennen.

Jogger müssen in einem bestimmten Takt und in einer mühelosen Aufrichtung trainieren, um gelenkschonend und ausdauernd sein zu können. Wenn Gangmass, Takt und Atmung stimmen, fliegt ein Jogger ebenso leicht über den Asphalt wie ein Pferd durch das Dressurviereck trabt.

Wer eine passende Strecke hat, nimmt das Pferd am besten gleich zum Joggen mit.

Müssen beide am Boden ihr Tempo aufeinander abstimmen, ist das eine wunderbare Übung für die spätere Verständigung aus dem Sattel.


Sattelfestigkeit trainieren


Um wirklich in allen Situationen sicher im Sattel zu sitzen, eignen sich einige Übungen ganz besonders.


Voltigieren


In vielen Reitschulen beginnen Kinder völlig zurecht zunächst mit dem Voltigieren. Bewegungsübungen auf dem Pferderücken trainieren das Gleichgewicht, helfen, mit allen Gangarten vertraut zu werden, und so später sicher im Sattel zu sitzen.


Gymnastik auf dem Pferd


Selbst fortgeschrittene Reiter tun sich einen Gefallen, wenn sie ab und zu Gymnastik auf dem Pferd (an der Longe oder im Schritt) trainieren.

Durch Drehungen, Beinübungen, Körperrotationen, Armschwingen und Freihandgallopieren richtet sich der Körper neu aus.


Rodeo


Mechanische Rodeo-Bullen kann man bei diversen Veranstaltern buchen. Das wäre der Gag für das nächste Fest im Reitverein oder eine ganz spezielle Einheit der Sitzschulung.


Mini-Workout vor dem Aufsitzen


Abends schnell zum Stall fahren, Pferd aus der Box geholt, geputzt und dann ab in die Halle. Das Pferd muss sich dann mindestens zehn Minuten warm laufen, doch was ist mit dem Reiter?

Pferde spüren es sofort, wenn sich ein kalter und verspannter Reiter auf ihren Rücken setzt. Die Verspannungen übertragen sich unmittelbar.

Daher ist es für jeden Pferdefreund ratsam, sich vor dem Reiten ebenso aufzuwärmen und zu dehnen, wie das Pferd dies vor seinen Lektionen tut:


1. 5 bis 10 Mal langsam und intensiv in den unteren Bauchraum atmen.

2. Im Stand vornüber nach unten beugen, mit den Fingerspitzen oder Händen den Boden berühren und einen richtigen Katzenbuckel machen. In den Bauchraum atmen. Dann wieder aufrichten und 3 Mal wiederholen.

3. Die Hände über den Kopf heben und verschränken. Mit den Handflächen gegen den Himmel drücken, dabei wieder in den Bauch atmen. Lockern und die Arme wie Gummi an den Seiten baumeln lassen.

4. Hände in die Hüften stemmen und mehrmals das Becken in beide Richtungen wie mit einem Hula Hoop Reifen schwingen.


Fit im Sattel – das Fazit


Für den Körper des Reiters gelten ähnliche Trainingsziele wie beim Pferd: Balance, Losgelassenheit, Taktgefühl, Aufrichtung und Körperspannung sind Grundvoraussetzungen für erfolgreiches Reiten. Viele Ausgleichssportarten können genau dies fördern. Vor dem Aufsitzen ist es für Reiter allen Alters und aller Ausbildungsklassen empfehlenswert, sich zu dehnen und die Muskeln zu lockern.