Tipps und Tricks für das Pferdetraining an kalten Tagen
Wenn es klirrend kalt ist und das Thermometer über Tage hinweg Minusgrade anzeigt, brauchen nicht nur wir Menschen oft etwas länger, um in die Gänge zu kommen. Auch dein vierbeiniger Freund braucht in der kalten Jahreszeit eine ausreichend lange Aufwärmphase und ein angepasstes Training.
Kälte macht Pferden normalerweise nichts aus
Die Wohlfühltemperatur liegt bei Pferden etwa zwischen 5 und 15 Grad Celsius. Erreichen die Temperaturen gerade noch null oder bleiben sie sogar darunter, ist das für ein Pferd also gar nicht so weit von der Wohlfühltemperatur entfernt (zum Vergleich: bei uns Menschen liegt sie bei etwa 25 Grad Celsius).
Pferde verhalten sich bei Kälte ganz anders als bei Hitze. An sehr warmen Tagen stehen die Tiere vorzugsweise herum, schützen sich gegenseitig vor Insekten – wenn sie können – und werden erst wieder aktiv, wenn die Temperaturen gegen Abend sinken.
Im Winter dagegen sind Pferde oft sehr lebhaft, aufgeweckt oder spielen ausgelassen miteinander. Kälte sorgt bei den Tieren oft für ein erhöhtes Bewegungsbedürfnis, das auch dem Aufwärmen dient.
Viele Reitpferde sind bei Kälte viel schneller unterwegs als sonst, oft aber auch ein bisschen verspannter.
Ist es kalt und windig, siehst du Pferdeherden, die normalen Verhaltensweisen nachgehen dürfen, meistens wie sie eher passiv zusammenstehen und sich gegenseitig wärmen.
Pferdetraining an kalten Tagen
Auch wenn so manch ein Reitpferd bei niedrigen Temperaturen „spritzig“ unterwegs ist, darfst du dich von der zusätzlichen Bewegungsfreude nicht täuschen lassen.
Die Muskulatur und der gesamte Sehnen- und Bänderapparat der Tiere ist im Winter kälter, härter und damit auch anfälliger für Verletzungen.
Grundsätzlich gilt für das Pferdetraining an kalten Tagen, dass Jungpferde schneller warm und einsatzbereit sind als ältere Tiere.
Für ein angepasstes Pferdetraining bei niedrigen Temperaturen gelten diese Tipps:
- Extra lange Aufwärmphase.
- Angepasstes Arbeitspensum.
- Auf Trockenheit nach dem Reiten achten.
Aufwärmen ist das A und O
Aufwärmen ist zu jeder Jahreszeit unverzichtbar. Bei sehr kalter Witterung dürfen es aber gerne noch 5 bis 10 Minuten mehr als im Sommer sein.
Vor der Trab- und Galopparbeit sind lange Schrittphasen wichtig, um deinen vierbeinigen Freund langsam auf Betriebstemperatur zu bringen.
Frierst du im Schritt im Sattel und bist daher dazu geneigt, schneller mit den flotten Gangarten zu beginnen, kannst du das Aufwärmen auch an den Boden verlegen. Du kannst dein Pferd im Schritt führen, spazieren gehen, Bodenarbeit machen oder am langen Zügel arbeiten. Auf diese Weise werdet ihr beide schön warm!
Angepasstes Arbeitspensum
Nach dem Aufwärmen geht es im Grunde so weiter, wie im Sommer auch: Vorwärts-Abwärts reiten, Tempounterschiede und zwischendurch immer wieder eine Lösungsphase.
Die eigentliche Arbeitsphase kannst du im Winter so gestalten, dass dein Pferd bei Minustemperaturen nicht allzu sehr ins Schwitzen kommt. Das gilt für geschorene und ungeschorene Pferde gleichermaßen. Wobei Tiere mit Winterfell natürlich viel eher ins Schwitzen kommen.
Zum Ende der intensiven Arbeit im Trab und Galopp braucht dein Vierbeiner eine mindestens 15 Minuten lange Phase zum Abkühlen. Hat dein Pferd geschwitzt, kannst du die Abkühlphase über auch führen und sofort eine Abschwitzdecke auflegen.
Nach dem Reiten
Am besten legst du die
Abschwitzdecke
schon vor dem Losreiten parat. Diese hilft, den Schweiß schnell vom Pferdekörper wegzuleiten und vor Zugluft und Kälte zu schützen.
Wer ein Solarium im Stall hat, kann sein Reitpferd nach der Arbeit unter den warmen Lampen trocknen.
Ansonsten musst du Geduld haben, bis die Abschwitzdecke dein Pferd getrocknet hat. Einige atmungsaktive Winterdecken mit zusätzlicher Abschwitzfunktion kannst du auch auf das leicht feuchte (nicht nasse!) Pferd auflegen und die Decke ganz entspannt über Nacht aufgelegt lassen.
Pferdetraining bei extremer Kälte
Selbst wenn Minus-Rekorde erreicht werden, bedeutet dies nicht, dass dein Pferd nicht mehr reitbar ist oder eine Pause braucht. Wie bereits erwähnt, machen niedrige Temperaturen Pferden in der Regel nicht so viel aus, wie Hitzerekorde.
Ausnahmen können für Tiere gelten, die besonders empfindlich sind, aufgrund von Krankheiten (z.B. Arthrose) nicht so gut mit Kälte klarkommen oder insgesamt zu Steifheit neigen.
Selbst diese Tiere können bei anhaltender extremer Kälte bewegt werden – und sollten es sogar! In Sonderfällen ist eben noch mehr Sensibilität hinsichtlich der Aufwärm- und Abkühlphase gefragt.
Bei Pferden, die zu Erkältungen neigen, sollte das Schwitzen auf jeden Fall vermieden werden.
Rücken- und nierenempfindliche Tiere können beim Reiten in der Kälte durch eine Nierendecke optimalen Schutz bekommen.
Fazit
Das Pferdetraining ist im Winter auch bei extremer Kälte in der Regel kein Problem. Die Tiere müssen nur sensibel und geduldig aufgewärmt und abgekühlt werden. Glücklich ist, wer im Winter ein Pferde-Solarium hat. Doch auch ohne können Mensch und Tier die kalte Jahreszeit genießen. Pferde kommen mit Minusgraden meistens besser klar, als mit Hitze!