Erste Hilfe beim Pferd - worauf es im Ernstfall ankommt
Wer Pferde hält und reitet weiß, dass es schnell mal zu kleineren Zwischenfällen oder echten Notfällen kommen kann. Du solltest daher immer wissen, was im Ernstfall zu tun ist und eine Stallapotheke sowie Telefonnummern von Tierärzten oder Hufschmieden parat haben.
Worauf es sonst noch im Notfall ankommt, erfährst du in diesem Beitrag.
Erste Hilfe im Pferdestall
Ob im Stall oder unterwegs – Reitpferde sind Tiere, die sich schnell mal verletzen können oder Anzeichen einer Erkrankung zeigen.
Oft gilt, dass zügiges und sicheres Handeln schlimmere Folgen verhindern und die Heilungsprognosen verbessern kann.
Zeigt ein Pferd Auffälligkeiten, lahmt oder blutet, sollten so schnell wie möglich Maßnahmen ergriffen werden.
Bestimmte Hilfestellungen können du oder eine andere Hilfsperson leisten, im Zweifelsfall sollte aber immer lieber der Tierarzt gerufen werden.
Als Reitanfänger oder in unbekannten Situationen kann es dir vielleicht zunächst schwerfallen, die Lage richtig einzuschätzen.
Dann helfen diese Fragen:
- Was genau ist passiert und wann ist es passiert?
- Was wird schlimmstenfalls gleich passieren?
- Ist das Tier verletzt oder unmittelbar in Gefahr?
- Was kann ich tun?
- Was benötige ich?
- Wer kann helfen?
- Wo kann ich telefonieren?
Bist du selbst in einen Unfall verwickelt und verletzt, sorgst du zunächst für deine eigene Sicherheit. Ist mit dir alles in Ordnung, kannst du deine volle Aufmerksamkeit der Hilfe für dein Pferd zukommen lassen.
Unfallstellen sichern
Hast du im Gelände einen Unfall gehabt, sicherst du zunächst die Unfallstelle, dich selbst und dann dein Pferd.
Vielleicht ist das Pferd abgehauen und du weißt nicht, wo es ist und wie es ihm geht. Dann überlege, welche Richtung wahrscheinlich ist und rufe, wenn du ein Telefon dabei hast, schnell Hilfe.
Unfallstellen an Straßen oder in öffentlichen Zonen müssen gut sichtbar gemacht werden. Danach rufst du, insbesondere wenn es zu größeren Schäden gekommen ist, am besten die Polizei. Die Polizei hilft gegebenenfalls auch bei der Suche nach einem vermissten Pferd, da die freilaufenden Tiere eine nicht unerhebliche Gefahrenquelle darstellen.
Den Tierarzt rufen
Ist das Pferd verletzt oder verhält es sich nach einem Unfall seltsam, muss der Tierarzt kommen.
Gib bei deinem Anruf diese Daten weiter:
- Was ist passiert?
- Deinen Standort.
- Ausführlichere Angaben zu den Anzeichen der Erkrankung und Ausmaße von Verletzungen.
- Verhalten des Pferdes (ist es panisch, werden weitere Helfer benötigt, etc.)
Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass der Tierarzt unbedingt herangezogen werden sollte, wenn:
- Starke Blutungen oder klaffende Wunden vorliegen
- Das Pferd sich nicht mehr alleine fortbewegen kann
- Nicht abklingende Koliksymptome auftreten
- Kreislaufproblemen, Taumeln oder Sehstörungen auftreten
- Hochgradige Schwellungen auftreten
- Anzeichen einer Schlundverstopfung zu erkennen sind
- Schweren Atemproblemen auftreten
- Es den Verdacht auf Brüche gibt
- Das Pferd ungewöhnlich lange liegt
- Komplikationen bei einer Geburt auftreten
- Anzeichen für einen Schock (Nervosität, Atmung, Apathie) erkennbar sind
Die PAT Werte checken
Im Notfall ist es wichtig, die PAT Werte - Puls, Atmung und Temperatur zu kennen und messen zu können:
Pulsfrequenz – normal sind 36 - 44 Schläge in der Minute.
Atemfrequenz - beim gesunden Pferd ca. 8 bis 16 Mal in der Minute.
Temperatur - 37,5 - 38,5 Grad Celsius sind normal, ab 39 Grad hat das Pferd Fieber.
Weicht einer oder mehrere dieser Werte deutlich vom Normalen ab, rufst du immer besser einen Tierarzt an und schilderst ihm, was los ist.
Die Stallapotheke für Pferde
In jedem Stall sollte eine Stallapotheke mit den wichtigsten Materialien und Hilfsmitteln vorhanden sein:
- Sterile Wundauflagen
- Desinfektionsmittel (z.B. Betaisodona)
- Stumpfe Schere
- Verbandmaterial: Watte, elastische Bandagen und Klebeband
- Verbandsschere und gebogene Schere
- Wundsalbe zum Abdecken kleiner Wunden
- Fieberthermometer
- Aluminium-Spray
- Kühlkompressen, Kühlgel
- Colosan (Dr. Schaette) bei Kolikanzeichen
- Rescue-Remedy-Tropfen für die Pferdepsyche
- Hufzange
- Seife
- Taschenlampe
Erste Hilfe bei Lahmheit, Kolik und kleinen Wunden
Mit diesen drei häufigsten Störungen bei Pferd gehst du im Notfall so um:
Kleine Wunden kannst du selbst mit Wasser abwaschen, desinfizieren und mit Wundsalbe versorgen. Dasselbe gilt natürlich auch für größere Wunden, allerdings solltest du diese nicht mit einer Creme abdecken, bis der Tierarzt sie untersucht hat.
Grundsätzlich gilt: Bei großen Wunden, tiefen Wunden, Verbrennungen, Schnitten in Sehnengegenden oder Verletzungen am Kopf und nahe den Augen rufst du besser sofort den Tierarzt.
Im Falle einer Kolik sind die Erste-Hilfe-Mittel Colosan und Bewegung. Die Darmgeräusche kannst du mit einem Ohr am Pferdeleib prüfen. Blubbert und gurgelt es ruhig und gleichmäßig, ist das ein gutes Zeichen.
Hörst du keine Darmgeräusche, äppelt das Pferd auch nach einer halben bis ganzen Stunde sanfter Bewegung nicht, zeigt Anzeichen von Schmerzen und verweigert weiter das Futter, muss ebenfalls der Tierarzt kommen. Dasselbe gilt, wenn sich das Tier hinlegt und absolut nicht mehr aufstehen will.
Bei Lahmheiten sind Schonung, Separieren und Ruhe die ersten Maßnahmen. Dann gilt: pochende Lahmheiten kühlen und kalte Ursachen (steife Gliedmaßen) wärmen.
Stellt sich nicht sofort eine Besserung ein oder lahmt das Tier stark, ist die Lahmheit ebenfalls ein Fall für den Tierarzt.
Fazit
Wenn du diese Erste-Hilfe-Maßnahmen kennst, kannst du dir im Notfall zunächst immer selbst helfen. Scheue aber bitte niemals davor zurück, den Tierarzt anzurufen, wenn du dir unsicher bist. Halte im Stall und beim Reiten jederzeit alle wichtigen Telefonnummern parat (z.B. Tierarzt) und nimm beim Reiten im Gelände immer dein Handy mit.