Einführung Skala der Ausbildung

Von Reitsport Exclusiv


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Wir hören immer wieder von ihr, manche nennen sie auch schonmal gerne, ‘die Bibel der Reiter’. 

Aber wohin bringt sie uns eigentlich? Wobei unterstützt sie uns? Müssen wir wirklich so genau auf sie achtgeben? Und ja, hört sich ja alles super an, aber wie wende ich sie eigentlich in Ausbildung und der täglichen Arbeit an? Und was ist ihr Ziel?


In den kommenden Wochen werden wir uns ausgiebig mit ihr auseinandersetzen. Sie erklären, verstehen, anwenden. Euch Tipps, Tricks, Übungsvorschläge, Anwendungsbeispiele und Raum für Diskussionen geben. 


Die Ausbildungsskala stellt ein ganzheitliches Ausbildungssystem dar und gilt für alle Pferde und alle Auslegungen der Reiterei - ganz gleich ob Dressur-, Spring- oder Freizeitpferd oder -reiter.


Sie ist systematisch und nicht schematisch aufgebaut, was bedeutet, dass sich ihre sechs Punkte gegenseitig beeinflussen, sich teilweise parallel entwickeln und auf keinen Fall getrennt voneinander zu betrachten sind. 


Sie ist nicht nur in der Grundausbildung des jungen Pferdes anzuwenden, sondern sollte auch den Rahmen für jede Trainingseinheit mit allen Pferden vorgeben.


Sie sollte als der Leitfaden, der rote Faden der gesamten Reiterei gesehen werden und bildet das Fundament der klassischen Reitlehre, welche sich an der Natur der Pferde, also an seinen natürlichen Bedürfnissen, orientiert.  Sie fördert ein zufriedenes, gesundes und leistungsbereites Pferd. Einen Partner welcher Vertrauen zum Reiter hat und willig mitarbeitet.


Obwohl sie zwar auf diesen bewährten Grundprinzipien der alten Meister aufbaut, ist sie ein modernes System und entwickelt sich ständig durch neue Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung weiter.  


Sie bezieht sich nicht nur ausschließlich auf das Pferd, sondern schult auch den Reiter, bis er wirklich pferdegerecht, gut und sicher reiten kann. Und um wirklich ehrlich zu sein, findet dieses Lernen auch niemals ein Ende. Man muss sich ständig wieder erinnern, automatisieren, weiterlernen, entwickeln und modernisieren, um ein gefühlvoller Reiter zu werden und zu bleiben.


Diese qualifizierte Ausbildung und Weiterbildung, welche die ständige Förderung des Gleichgewicht und der Durchlässigkeit beider Parteien zum obersten Ziel hat, ist das Fundament für eine harmonische Reiter- Pferd- Beziehung, egal auf welchem sportlichen Level, in welcher Disziplin oder mit welchen gesteckten Zielen.


Jetzt betrachten wir die sechs Punkte der Skala der Ausbildung erstmal genauer:


TAKT

Ist das zeitliche und räumliche Gleichmaß aller Schritte, Tritte und Sprünge. Dieser gleichmäßige Rhythmus soll auch bei Tempoveränderungen, gebogenen Linien und Seitengängen erhalten bleiben und ist die Grundvoraussetzung für jede weitere Arbeit. 



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LOSGELASSENHEIT 

Ist das physisch unverkrampfte An- und Entspannen der Muskulatur bei psychischer, innerer Gelassenheit. Ein leistungsbereites Pferd ist körperlich und mental losgelassen (wie auch der Reiter) und dehnt sich vertrauensvoll, mit einem fallen gelassenen Widerrist an die Hand des Reiters. Diese vertrauensvolle Dehnungsbereitschaft nimmt eine Schlüsselfunktion ein. Sie ist nicht nur die Grundvoraussetzung für das Erarbeiten einer korrekten Anlehnung sondern stellt auch die korrekte Schwungentwicklung und das Geraderichten sicher. 


ANLEHNUNG

Durch das Treiben von hinten nach vorne soll eine konstante, weich federnde Verbindung zwischen Reiterhand und Pferdemaul enstehen an die sich das Pferd vertrauensvoll herandehnt so dass eine stete Anlehnung gesichert wird. 

“Vom Pferd gesucht, vom Reiter gestattet!”



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SCHWUNG

Durch einen losgelassen schwingenden Rücken sollen die energischen Impulse der Hinterhand, im Trab und Galopp, in die gesamte Vorwärts Bewegung des Pferdes übertragen werden, ohne hierdurch Einfluß auf das gewählte Tempo zu nehmen. 


GERADERICHTUNG

Spielt eine fundamentale Rolle bei der langfristigen Gesunderhaltung, da sie das Körpergewicht gleichmäßig auf beide Körperhälften verteilen soll. Die natürliche Schiefe des Pferdes wird ausgeglichen, indem beide Längsachsen aufeinander ausgerichtet werden. 


VERSAMMLUNG

Ist das, durch vermehrte Beugung und das energische Schließen der Hinterhand, Verlagern des Schwerpunktes nach hinten. Die hiermit erzielte selbst tragende Haltung des Pferdes fördert die Bergauf Tendenz und verwandelt die Schub- in Tragkraft. 


Arbeiten wir an und mit diesen sechs Punkten, individuell abgestimmt auf die jeweilige Situation, erzielen wir ein durchlässiges Pferd, welches die Hilfen des Reiters zwanglos und gehorsam annimmt. Die Zügelhilfen werden vom Maul über Genick, Hals und über den schwingenden Rücken ohne Blockaden bis in die Hinterhand weitergegeben. 


Beachtet bitte immer, dass diese Punkte in ihrer Reihenfolge niemals in Stein gemeißelt werden sollten. Der Leitgedanke muss sein, Pferd und Reiter, unter ständiger Beachtung der körperlichen und geistigen Entwicklung, die Ausbildungsarbeit verständlich und nachvollziehbar aufzubauen. Alle Pferde und auch Reiter sind unterschiedlich und bedürfen somit in ihrer Ausbildung jeweils entsprechende Vorgehensweisen. 


Bevor wir in unseren nächsten Blogs vertieft auf die einzelnen Punkte und deren schulende, unterstützende Trainingsmöglichkeiten eingehen, interessieren uns eure Erfahrungen und Ideen. 

Was haltet ihr generell von der Skala der Ausbildung? Wo hilft sie euch und wo wirft sie Fragen auf? Gibt es einen Punkt den ihr als ausschlaggebend empfindet? Wo hat sie euch schon in einem speziellen Fall die Lösung geboten, wie habt ihr das gemacht und welche Übung habt ihr dafür hinzugezogen? 

Teilt uns bitte gerne eure Meinungen, Erfahrungen und Fragen unter  info@reitsport-exclusiv.de oder auf Instagram @reitsport_exclusiv mit. Auch interessiert uns, welche anderen Themen, sei es Fashion, Ausbildung von Pferd und Reiter in den verschiedensten Disziplinen, Innovationen, Bewegungsmöglichkeiten, Gesundheit,  Reiturlaube etc pp ihr gerne mal besprochen haben möchtet.